...Flucht in ein neues Leben nach Belgorod (Russland)
Irina Aleksandowna B. (Übersetzung: Michael Zöpfel)
Sieben Familien aus Slawjansk, insgesamt 24 Menschen, unter
ihnen 8 Kinder -einschließlich der Kleinkinder- gelangten per Zug bis Belgorod,
einer russischen Stadt nahe der ukrainischen Grenze. Eine Nacht verbrachten sie
auf dem Bahnhof. Es gab nichts zu essen. Dann wurden sie durch den Paß- und
Visadienst entdeckt, jetzt werden Dokumente ausgestellt. Ihnen wurde geholfen,
im Wohnheim des Industrie-Technikums (Bogdan-Chmelnizkij-Prospekt 80) ein
Obdach zu finden...
Das Interview mit Irina führte ein Mitarbeiter aus dem Wohnheim.
.
Wann kamt ihr hier an?
Wir sind seit dem 23. Mai hier.
Wir sind seit dem 23. Mai hier.
In welchem Moment habt ihr den Entschluß getroffen, wegzufahren?
Wir stellen uns vor: rundum ist Krieg, es fliegen Geschosse, überall
Explosionen. Wie lange können friedliche Menschen das ertragen?
Mutter zum Interviewer: Eine Flucht gehört zunächst zu dem, woran wir nicht einmal dachten. Wir dachten, was passiert da? Geschosse flogen über unsere Köpfe, aber sie gingen irgendwo am Stadtrand nieder. Wir saßen alle im Keller, die Kerzenflamme zitterte von den Explosionen. Am Morgen danach waren wir nicht sicher, ob wir schon den Keller verlassen sollten, aber uns hat es dann doch herausgetrieben. Das was wir sahen, war schecklich, – sieben Häuser in der Nähe standen nicht mehr. An diesem Tag hat es sich entschieden! An diesem Tag gingen wir weg.
(Plötzlich kam ein Kind angelaufen. Es fragte die Mutter
irgendwas wegen eines Handyspiels. Die Mutter sagte zu dem Kind: "Erzähle dem Onkel, was du
bei uns zuhause gesehen hast" Das Kind verstand das Schreckliche noch nicht. Es
reagierte wie bei einer Fernsehaufnahme. )
Kind: "Da gab es eine mächtige Knallerei, sie schossen. Wir schliefen im Keller, zwei
Wochen. Nun, Mama, dürfen wir spielen?
Mutter zum Kind: "Na wartet noch ein bißchen." Mutter zum Interviewer: Eine Flucht gehört zunächst zu dem, woran wir nicht einmal dachten. Wir dachten, was passiert da? Geschosse flogen über unsere Köpfe, aber sie gingen irgendwo am Stadtrand nieder. Wir saßen alle im Keller, die Kerzenflamme zitterte von den Explosionen. Am Morgen danach waren wir nicht sicher, ob wir schon den Keller verlassen sollten, aber uns hat es dann doch herausgetrieben. Das was wir sahen, war schecklich, – sieben Häuser in der Nähe standen nicht mehr. An diesem Tag hat es sich entschieden! An diesem Tag gingen wir weg.
Es zeigte sich, daß die Ziele der Armee anfangs die
Stellungen der Aufständischen waren, aber schon als nächstes die friedlichen
Stadtbezirke?
Natürlich. Zuerst dachten wir: an den Kontrollposten wird gekämpft, bei den
Fabriken. Wir sahen, sie wurden angegriffen, waren aber nicht gefallen.
Daraufhin begannen sie, einfach auf die Wohnhäuser, die Menschen und auf das
Krankenhaus zu schießen. Als die Leiterin des Krankenhauses in Kiew anrief und
sagte: "Slawjansk hier, was tun sie da, das ist ein Krankenhaus, hier
liegen Menschen.", wurde ihr geantwortet: "Diese Stadt existiert
nicht." Sie hatten ja bereits eine Karte erarbeitet: Slawjansk, Kramatorsk
und Mariupol gab es nicht auf dieser Karte. Aber mir war es wichtig, die Kinder
zu retten. Wir packten ein paar Sachen für uns und die Kinder in eine Tasche,
in eine andere Lebensmittelkonserven, das Notwendigste für die Kinder:
Wechselwindeln, Hemdchen. Wir setzten uns und verschwanden dann. (Anmerkung des
Übersetzers: Es ist ein russischer Brauch, sich vor Antritt einer Reise noch
einmal gemeinsam hinzusetzen, um sich eine gute Reise zu wünschen und um
sicherzugehen, daß man wiederkommt.)
Welche Erinnerungen gibt es?
Wir bewegten uns in Richtung Donezk, auf irgendwelchen Umwegen kamen wir nach
Donezk. Dort setzten wir uns in den Zug Donezk-Moskau, fuhren bis Charkow, wo
wir die Grenze überquerten.
Und der ukrainische Grenz-schutz ließ euch in Ruhe
passieren?
Im Prinzip ja, wenn man außer acht läßt, daß sie alles kontrollierten.
Niemand wurde in den Zug hineingelassen, niemand herausgelassen. Sie
verstanden, wer wir waren, verstanden, daß wir Flüchtlinge waren. Gottseidank,
die Dokumente waren heilgeblieben.
So schlimm?
Wir hatten gehört, daß Dokumente böswillig vernichtet wurden.
Wir hatten gehört, daß Dokumente böswillig vernichtet wurden.
Wie wurdet ihr hier aufgenommen?
Gut. Wir hatten das nicht erwartet Bei der Ankunft auf dem Bahnhof wurden wir
sofort mit der Ankündigung empfangen, daß sich Flüchtlinge nicht bei der
Einwanderungsbehörde melden müssen. Mitarbeiter dieser Behörde brachten uns in
einer Jugendherberge unter. Die Menschen bringen uns ständig Sachen und
Lebensmittel. Aus Moskau kamen extra Menschen einer Organisation, die uns sehr
große Geldspenden brachten und sie nach der Anzahl der Kinder in den Familien
verteilten. Mein Sohn wurde bereits in ein Schulferienlager geschickt. Ich
denke, daß er im Herbst in die gleiche Schule gehen und lernen wird.
Habt ihr zuhause jemanden zurückgelassen?
Viele sind geblieben. Meine Eltern und andere Verwandte. Einige machen sich
noch irgendwelche Hoffnungen. Andere können einfach nicht gehen: die Männer
werden an der ukrainischen Grenze festgehalten und in die Armee eingezogen.
Kämpfen gegen die eigenen Leute? Was für eine tolle
Armee.
In der Armee sind ihnen Mitglieder des "Rechten Sektors" zugeteilt.
Wer nicht kämpfen will, wird erschossen. Und danach werden sie nicht einmal
beerdigt, sie werden einfach in eine Grube geworfen. Einer von ihnen hatte die
Erschießung wie durch ein Wunder überlebt, er schaffte es, aus der Grube
herauszukommen und zu den Seinen zu gelangen. Er erzählte über all das. So war
es bei uns bei Slawjansk, beim Berg Karatschun, bei welchem wir beschossen
wurden. In jenen Tagen war es heiß, und wenn der Wind aus dieser Richtung
wehte, dann wurde der Geruch von dort unerträglich.
Was gedenkt ihr hier zu tun?
Arbeiten. Von Beruf bin ich Köchin, auch wenn ich jetzt kein Diplom habe, es
mußte zuhause bleiben, wir nahmen nur das Allernötigste mit, nur eine minimale
Menge. Die Kinder sollten in den Kindergarten und zur Schule geschickt werden.
Wir werden jede angebotene Arbeit annehmen, man muß sich damit abfinden, daß es
kein Zurück gibt.
Gestern telefonierte ich mit meinem Bruder. Er fragte mich:
"Denkst du an dein Zuhause?" Ich antwortete: "Ich denke
daran." "Behalte es in Erinnerung, wie es war." Ich denke, daß sie heute nicht gestoppt werden können,
sie wollen Slawjansk komplett vom Angesicht der Erde verschwinden lassen, um allen anderen zu erklären: "Bleibt sitzen und rührt euch nicht, sonst passiert
dasselbe mit euch." Bei diesen Worten wischt sich die Frau Tränen weg.
Ich sehe hier Männer. Das zeigt, daß sie noch eine
Chance hatten, zu gehen?
Nur gegen Bezahlung an der Grenze.
Nur gegen Bezahlung an der Grenze.
Und was kostet das?
Wie es den Grenzern gerade in den Sinn kommt, mal 100 Griwna, mal 200, je
nachdem, wieviel sie geraucht haben, ich weiß es nicht, oder wieviel Majdan-Tee
sie getrunken haben. Aber sie können einen auch in die Armee holen.
Strelkow, der Führer der Aufständischen – ist er nach
eurer Meinung ein guter Mensch?
Ich kenne ihn nicht persönlich, aber wenn er für unsere Verteidigung steht,
dann ist er sicher ein Guter.
Dort wartet man auf Russland?
Sehr. Auch wenn wir verstehen, daß, im Gegensatz zu Südossetien im Jahre
2008, heute die Situation vielleicht eine andere ist. Ich denke, würde Rußland
jetzt eingreifen, könnte der Dritte Weltkrieg beginnen. Wir verstehen, daß das
jetzt nicht möglich ist. Auch wenn da noch immer ein Hoffnungsschimmer ist. Und
der Donbass ist noch immer nicht in die Knie gezwungen. Odessa ist ausgeliefert,
aber den Donbass werden wir nicht verlassen.
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Семь семей из Славянска, всего 24 человека, среди которых – 8
разновозрастных детей, включая грудных, поездом добрались до Белгорода.
Одну ночь ночевали на вокзале. Нечего было есть. Потом разыскали
паспортно-визовую службу, в настоящее время оформляют документы. Им
помогли устроиться в общежитие индустриального техникума (проспект
Богдана Хмельницкого, 80), но средств к существованию у них практически
нет.
Ирина приехала сюда с мужем и двумя детьми.
Меня зовут Ирина. Ирина Александровна Б---ко.
Меня зовут Ирина. Ирина Александровна Б---ко.
Давно ли вы приехали?
С 23 мая мы здесь.
В какой момент вы приняли решение уехать? Представим себе: кругом
война, летят снаряды, всюду взрывы. До каких пор мирные люди могут это
выносить?
Вдруг прибежал ребёнок. Спросил у мамы что-то про закачку игр на телефон. Она ему сказала: расскажи, мол, дяде, что ты видел у нас дома. Ребёнок – он ещё не понял этих ужасов. Ответил так, как будто рассказал про передачу в телевизоре.
– Там сильно бахали, стреляли. Спали мы в погребе, две недели. Ну мама, можно игры?
– Ну подожди же хоть немножко. Вначале ни о чём таком мы даже и не думали. Мы думали, что обойдётся. Снаряды над головой летали, но падали там где-то, на окраине. А потом уже, когда снаряды начали лететь, и как-то сразу падать... Мы все сидели в погребе, дрожала, тухла свечка в погребе от взрывов. Когда мы утром думали, что мы уже не вылезем, и как-то вылезли, то смотрим – семи домов рядом уже нет. В этот день мы и уехали.
Вдруг прибежал ребёнок. Спросил у мамы что-то про закачку игр на телефон. Она ему сказала: расскажи, мол, дяде, что ты видел у нас дома. Ребёнок – он ещё не понял этих ужасов. Ответил так, как будто рассказал про передачу в телевизоре.
– Там сильно бахали, стреляли. Спали мы в погребе, две недели. Ну мама, можно игры?
– Ну подожди же хоть немножко. Вначале ни о чём таком мы даже и не думали. Мы думали, что обойдётся. Снаряды над головой летали, но падали там где-то, на окраине. А потом уже, когда снаряды начали лететь, и как-то сразу падать... Мы все сидели в погребе, дрожала, тухла свечка в погребе от взрывов. Когда мы утром думали, что мы уже не вылезем, и как-то вылезли, то смотрим – семи домов рядом уже нет. В этот день мы и уехали.
Выходит, что мишенями для армии вначале были позиции повстанцев, а уж потом и мирные районы?
– Конечно. Мы раньше думали: по блок-постам будут бить, по заводам. Видим – бьют и не попадают. В итоге, они просто начали стрелять в дома, людей, больницы. Когда заведующая больницей позвонила в Киев и сказала: "Славянск на проводе, что вы творите, тут же больница, люди лежат", ей ответили: "Такого города нет". Они ведь уже сделали карту: Славянска, Краматорска и Мариуполя на этой карте нет. А мне надо было спасать детей. Собрали какие-то вещи себе и детям в портфель, в другое отделение покушать, самое необходимое детям: трусики поменять, маечки. Сели и уехали.
– Конечно. Мы раньше думали: по блок-постам будут бить, по заводам. Видим – бьют и не попадают. В итоге, они просто начали стрелять в дома, людей, больницы. Когда заведующая больницей позвонила в Киев и сказала: "Славянск на проводе, что вы творите, тут же больница, люди лежат", ей ответили: "Такого города нет". Они ведь уже сделали карту: Славянска, Краматорска и Мариуполя на этой карте нет. А мне надо было спасать детей. Собрали какие-то вещи себе и детям в портфель, в другое отделение покушать, самое необходимое детям: трусики поменять, маечки. Сели и уехали.
Каким же образом?
Мы сели на маршрутку до
Донецка, какими-то окольными путями до Донецка мы доехали. Там сели в
поезд Донецк-Москва, доехали до Харькова, там и пересекли границу.
И вас спокойно выпустили украинские пограничники?
В принципе, да, если не считать того, что перерыли все вещи. В поезде:
никого не впускать, никого не выпускать. Они понимали, кто мы такие,
понимали, что мы беженцы. Слава Богу, хоть документы не порвали.
Такое злое отношение?
Мы слышали, что документы рвут со зла.
Как вас здесь приняли?
Хорошо. Мы не ожидали. Приехав на вокзал, мы сразу встретили объявление
о том, что беженцам необходимо обращаться в миграционную службу.
Сотрудники этой службы поселили нас в общежитие. Люди постоянно несут
нам вещи, продукты. Из Москвы специально приехали люди из одной
компании, привезли нам очень большие деньги, распределив их в
зависимости от количестве детей в семьях. Моего сына уже устроили в
школьный лагерь. Думаю, что осенью он пойдёт и учиться в эту же школу.
Дома у вас остался кто-нибудь
Многие остались. Мои родители и другие родственники. Одни на что-то ещё надеются. Другие попросту могут уехать: на украинской границе мужчин останавливают и забирают в армию.
Воевать против своих? Хороша же будет армия.
В армии их распределяют среди членов "правого сектора". Тех, кто не хочет воевать – расстреливают. И после этого даже не хоронят, просто сваливают в яму. Один из расстрелянных чудом выжил, сумел выбраться из ямы и добраться до своих. Он и рассказал обо всем этом. Такое было у нас под Славянском, у горы Карачун, с которой нас расстреливали. В те дни стояла жара, и когда с то стороны дул ветер, то запах оттуда шел невыносимый.
Чем вы здесь думаете заниматься?
Работать. По профессии я повар, хоть и диплома теперь не имею, его пришлось оставить дома, мы взяли при отъезде лишь самое необходимое, в минимальном количестве. Детей надо будет в садик и школу отправлять. Будем работать кем угодно, нужно как-то обустраиваться, назад дороги нет. Вчера я звонила брату. Он меня спросил: ты помнишь, говорит, свой дом? Я отвечаю: помню. "Вот и запомни, каким он был". Я думаю, что они на сегодняшнем не остановятся, хотят совсем стереть Славянск с лица земли, чтобы показать остальным: сидите и не рыпайтесь, а то такое будет и с вами.
Женщина при этом вытирает слёзы.
Я вижу здесь мужчин. Выходит, у них всё-таки есть шанс уехать?
За деньги на границе.
И дорого берут?
Как пограничникам взбредёт в голову, когда 100 гривен, когда 200, смотря сколько он обкурится, не знаю, или чаю майдановского выпьет. Но могут и забрать в армию
Начальник повстанцев Стрелков – по-вашему, хороший человек?
Я с ним лично не знакома, но если он встал на нашу защиту – наверное, хороший.
Россию там ждут?
Очень. Хотя мы и понимаем, что, в отличие от ситуации с Южной Осетией в 2008 году сейчас, пожалуй, другая ситуация. Я думаю, что если Россия сейчас вмешается, то может начаться третья мировая война. Мы понимаем, что сейчас нельзя. Хотя какая-то надежда все равно теплится. И все равно Донбасс им не поставить на колени. Одессу поставили, но с Донбассом у них не выйдет.
i made an english translation a week ago if someone needs it
AntwortenLöschenThank you very much
LöschenIf you send me the text, I would like to publish it.
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